Gunter Demnig verlegte am 10. Dezember 2009 die ersten Stolpersteine in Grevenbroich

    

Am 10. Dezmeber kam Gunter Demnig nach Grevenbroich und verlegte die ersten 27 Stolpersteine in Grevenbroich.


Adresse

Name Opfer

GebDatum

Todesdatum

HemmerdenKarl Winter11.3.1883 HemmerdenRiga-Jungfernhof 28.7.1944
Landstr. 13Rosalie Wintergeb. Seligmann 10.9.1885 KettwigRiga-Jungfernhof. 28.7.1944
 Hertha Schmitzgeb. Winter 9.3.1913 Hemmerdenbei Lauenburg 8.3.1945
 Richard Schmitz24.8.1910 Binningenverschollen Riga
 Friedrich Theisebach3.12.1888 KatzbachRiga 28.7.1944
 Elise Theisebachgeb. Winter 19.3.1889 Hemmerdenermordet Riga
    
GustorfMoses Löwenthal18.5.1860 GustorfTheresienstadt 27.10.1942
Christian-Kropp-Str. 10Helene Löwenhtal16.3.1894 Gustorfverschollen Riga
 Isidor Löwenthal26.11.1890 GustorfBuchenwal 22.6.1942
    
GustorfPhilipp Gordon4.11.1879 Köln-Deutzdep. 22.3.1942 Izbica
Auf dem Wiler 30
Adele Gordongeb. Hirsch 13.5.1879 Gindorfdep. 22.3.1942 Izbica
    
WevelinghovenJulius Katz24.9.1894 Wevelinghovenermordet Riga-Salaspils
Unterstr. 15-17Meta Katzgeb. Schwed 25.12.1881ermordet Riga-Salaspils
 Paula Katz2.1.1919 Wevelinghovenermordet Riga 1843
 Recha Katz1.5.1939 Wevelinghovenverschollen Auschwitz
    
GrevenbroichMoritz Hertz1853Grevenbroich 20.11.1938
Bahnstr. 4Julia Hertzgeb. Marx 5.11.1859 AlsdorfJacoby´sche Anstalt Sayn-Bendorf 11.2.1942
    
GrevenbroichLazarus Goldstein27.12.1857 GrevenbroichTreblinka 26.9.1942
Lindenstr. 27Julie Goldsteingeb. Cahn 15.6.1864 preußisch OldendorffTreblinka 26.9.1942
 Hedwig Goldstein23.3.1868 GrevenbroichTreblinka 26.9.1942
 Ludwig Goldstein7.6.1900 GrevenbroichFreitod Palästina 24.9.1939
    
GrevenbroichAlexander Katz4.8.1882 Gindorfermordet Auschwitz
Orkenerstr. 92Elfriede Katzgeb. Voss 29.6.1893ermordet Auschwitz
    
GrevenbroichMax Hirtz27.1.1885 Grevenbroichdep. Lodz 22.10.1941
Steinweg 6Julia Hirtzgeb. Flörsheim 20.4.1900 Bad Wildungendep. Lodz 22.10.1941
    
GrevenbroichAlice Levy
geb. Rothschild 10.2.1895 Grevenbroichverschollen Lodz
Kölnerstr. 38-40Käthe Löwenherzgeb. Rothschild 12.8.1897

Zum Hinterrund führte NGZ-Redakteur Wiljo Piel ein Interview zu den Grevenbroicher Stolpersteinen, das in der Ausgabe vom 3. November 2009 abgedruckt wurde:

Grevenbroich (wilp) Sie lebten in Grevenbroich, ihre Geschäfte waren fester Bestandteil des Handels in der Stadt, sie waren in das gesellschaftliche Leben integriert ­ bis die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Juden sind in der Zeit des Dritten Reichs aus dem Stadtbild verschwunden: Sie wurden enteignet, vertrieben, abtransportiert, ermordet. Auf Initiative des Geschichtsvereins sollen in der Stadt Stolpersteine verlegt werden, die an das Schicksal dieser Juden erinnern. NGZ-Redakteur Wiljo Piel sprach mit dem Hauptorganisatoren der Aktion, Ulrich Herlitz vom Arbeitskreis Judentum.

Herr Herlitz, was sind Stolpersteine?

Herlitz: Stolpersteine sind zehn mal zehn Zentimeter große, beschriftete Gedenktafeln aus Messing, die vor Häuser und Wohnungen, in denen früher Juden lebten und arbeiteten, ins Straßenpflaster eingelassen werden. Diese kleinen Mahnmale mit den persönlichen Daten der jüdischen Bürger sind eine Idee des Kölner Bildhauers Gunter Demnig. Ziel dieserKunstaktion ist es, das Gedenken an die Opfer des Holocaust im Stadtbild präsent zu machen.

Grevenbroich folgt damit dem Beispiel vieler anderer Städte ­ warum?

Herlitz: Weil wir Demnigs Idee eines dezentralen, von der Bürgerschaft getragenen Denkmals befürworten. Mittlerweile liegen diese kleinen Gedenktafeln in über 300 Orten der Bundesrepublik, aber auch in Österreich, Ungarn und den Niederlanden. In einem ersten Schritt wollen wir mit Gunter DemnigStolpersteine an acht Stellen in vier Grevenbroicher Stadtteilen verlegen ­ und zwar in Gustorf, Gindorf, Hemmerden und Wevelinghoven.

Wann werden die Steine verlegt?

Herlitz: Wir haben bewusst den 10. Dezember ausgewählt. Der Hintergrund: Im Jahr 1941 wurden genau an diesem Tag die meisten niederrheinischen Juden­ darunter auch die Familie von Marianne Stern, die als einzige Holocaust-Überlebende bis zu ihrem Tod im Jahr 1998 in Hemmerden lebte, von dort in das Ghetto von Riga deportiert.

Wie wird die Aktion finanziert?

Herlitz: Wir suchen nach Grevenbroichern, die eine Stein-Patenschaft übernehmen möchte. Die Kosten: 100 Euro je Stolperstein. Davon gehen 95 Euro an den Künstler, fünf Euro werden anteilmäßig für eine Dokumentation der Kunstaktion in unserer Stadt verwendet.

Wie ist die bisherige Resonanz?

Herlitz: Sie läuft ganz gut an. In Wevelinghoven haben sich neben Privatleuten auch der Bürgerschützenverein, die Gemeinschaft "Historisches Wevelinghoven" und die katholische Frauengemeinschaft für eine Patenschaft gemeldet. Dies zeigt, dass man sich mit der Geschichte vor Ort - auch in Bezug auf den Holocaust - identifiziert.

Gibt es formelle Hürden, die es vor der Aktion zu meistern gilt?

Herlitz: Nachdem der Hauptausschuss anlässlich eines Besuches des ehemaligen Grevenbroicher Juden Fred Stern beschlossen hat, dass sich Grevenbroich an der Aktion beteiligt, haben wir uns bereits das Einverständnis der jüdischen Gemeinde Düsseldorf und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Nordrhein eingeholt. In der nächsten Woche wird die Stadt Grevenbroich die heutigen Eigentümer der Häuser informieren, in denen früher jüdische Familien gelebt haben. Auch wenn es rechtlich nicht zwingend notwendig ist, möchten wir ihr Einverständnis haben, um die Plaketten vor ihrem Eigentum verlegen zu dürfen.

Wie viele Juden gab es zur NS-Zeit in Grevenbroich?

Herlitz: Wir haben aus dieser Zeit eine Liste mit rund 250 Menschen vorliegen, die hier an der Erft geboren wurden. Etliche von ihnen sind jedoch in umliegende Großstädte umgezogen. Die Stolperstein-Aktion bezieht sich rein auf die Familien, die ihren letzten frei gewählten Wohnort in Grevenbroich hatten, bevor sie in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten deportiert wurden. Davon betroffen waren nach derzeitigem Kenntnisstand etwa 40 Menschen.

Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Aktion nach dem 10. Dezember fortgesetzt wird?

Herlitz: Das wird keine einmalige Sache sein. Wir haben schon jetzt über 25 Stolpersteine finanziert, eine Fortsetzung ist damit auf jeden Fall geplant.


Vergl. auch die Presseberichterstattung in der NGZ vom 3. März 2009 hier...